Nachwuchsförderung durch Koordinierungsstelle - „Ärztliche Weiterbildung im Rucksack-Prinzip“

Die Qualität der ärztlichen Weiterbildung muss nach Ansicht der Ärztekammer Westfalen-Lippe langfristig auf höchstem Niveau gesichert sein. „Eine gute ärztliche Weiterbildung ist der Garant für eine qualitativ hochstehende medizinische Versorgung“, sagt Kammerpräsident Dr. Theodor Windhorst. Eine neu eingerichtete Koordinierungsstelle, die am 1. Juni ihre Arbeit aufnehmen wird, soll angehenden Allgemeinmedizinern die Weiterbildung zum Hausarzt etwa durch die Schaffung von Weiterbildungsverbünden oder Praxisbörsen erleichtern. „Damit wirken wir auch dem drohenden Ärztemangel im hausärztlichen Sektor entgegen“, so Kammer-Vizepräsident Dr. Klaus Reinhardt. Andere in der Weiterbildung befindlichen Fachgruppen sollen auch von der Koordinierungsstelle profitieren. „Wichtig ist uns eine frühe Vernetzung, die zum Beispiel auch die Medizinstudenten an den Hochschulen erfasst. Die Vermittlung zu passenden Krankenhäusern und akademischen Lehrpraxen ist unser Ziel“, so Windhorst und Reinhardt. Dabei könne die Kammer auf ihr umfangreiches Wissen und Datenmaterial bezüglich der Qualität der Weiterbilder und Weiterbildungsstätten zurückgreifen.

Die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses sei ein „Kerngeschäft der Ärztekammern“, so die beiden Präsidenten. Aus ihrer Sicht sind dabei drei Aspekte von besonderer Bedeutung: Zum einen die Rolle der Weiterbilder als „Mentoren mit Vorbildcharakter“ (Windhorst). Zum zweiten müssten die Krankenhäuser finanziell und personell gut ausgestat-tet sein, um auch eine strukturierte Weiterbildung anbieten zu können. „Unter unbesetz-ten Stellen und zu viel Bürokratie leidet die Weiterbildung, da beim Routinebetrieb keine Zeit mehr bleibt“, kritisiert Kammerpräsident Windhorst. Zum dritten sollen Koordinierungsstellen, die bei den Landesärztekammern angesiedelt sind, Weiterbildungsstellen identifizieren und zertifizieren. Diese Koordinierungsstellen sollen auch finanzielle Mittel aus dem Gesundheitsfonds verteilen und Weiterbildungssuchende vermitteln. Windhorst: „Die Weiterbildungsstellen sind dann tariflich abgesichert und können so sektorübergreifend im Rucksack-Prinzip von dem Weiterzubildenden mitgenommen werden, der damit über eine kontinuierliche Stelle verfügt. Dies bedeutet berufliche und persönliche Planungssicherheit“, so Windhorst.

Die Koordinierungsstelle werde wertvolle Arbeit leisten, ist sich Reinhardt sicher. „Wir dürfen den medizinischen Nachwuchs in der Weiterbildung nicht alleine lassen. Die Kammer bietet in diesem wichtigen Berufsstadium Unterstützung und Orientierung.“

Dies umfasse etwa Hilfen bei der Etablierung und praktischen Umsetzung von Weiterbildungsverbünden, der Schaffung von Weiterbildungs-Stellenbörsen oder Praxisbörsen.

In diesem Zusammenhang begrüßen Windhorst und Reinhardt die angekündigten finanziellen Hilfen des Landes Nordrhein-Westfalen zur Unterstützung der ärztlichen Weiterbildung und Niederlassung in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Mit dem Geld soll Weiterbildung in Hausarztpraxen gezielt in den Gemeinden gefördert werden, in denen eine Unterversorgung absehbar ist.