Für die Probleme und besonderen Aspekte bei der Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund möchte die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) ihre Mitglieder sensibilisieren. Erstmalig bietet die Kammer den westfälisch-lippischen Ärztinnen und Ärzten eine Fortbildungsveranstaltung an, die sich diesem Thema widmet. „Menschen mit ausländischer Herkunft stellen im Hinblick auf die medizinische Versorgung besondere Anforderungen an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Hintergründe hierfür sind Sprachbarrieren sowie religiöse und kulturelle Unterschiede bei Patienten mit Migrationsvorgeschichte“, erklärt Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der ÄKWL.
Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt in Nordrhein-Westfalen bei 22,5 Prozent. Für 2010 gehen Studien davon aus, dass jeder zweite Mensch unter 40 Jahren einen Migrationshintergrund hat. „Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem. Sowohl der niedergelassene Bereich als auch die Krankenhäuser müssen sich in Zukunft auf deutlich mehr Patienten mit Migrationshintergrund einstellen“, so Windhorst. Bei der Kommunikation etwa müsse der Arzt besondere Sorgfalt walten lassen und sich vergewissern, dass der Patient ihn auch verstanden hat. In den wenigsten Fällen komme ein Dolmetscher zum Einsatz.
Den Ärzten sollen in der Informationsveranstaltung, die von der Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer und Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Zusammenarbeit mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup sowie dem Ausländerbeirat der Stadt Münster angeboten wird, praxisnahe Hilfestellungen und Behandlungsempfehlungen für die Versorgung von zugewanderten Patienten gegeben werden.
„Die Angebote der gesundheitlichen Versorgung werden von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oft nur begrenzt in Anspruch genommen“, sagt Dr. med. Anton Gillessen, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin im Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup. Ursache seien neben den Sprachproblemen und unzureichenden Informationen über das deutsche Gesundheitswesen auch kulturelle und religiöse Aspekte, die eine unterschiedliche Wahrnehmung von Körper, Gesundheit und Krankheit sowie eine andere Haltung zu Therapie und Pflege bedeuten könnten.